
Ich mag keine superschlauen Sprüche wie „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“. Sie sind zu oft verwendet worden, auch wenn sie inhaltlich stimmen. An jeder Ecke, vor allem in den sozialen Medien, begegnen sie einem regelmäßig. Ähnlich verhält es sich mit Filmzitaten. Auch dort bin ich immer vorsichtig, weil sie manchmal besser klingen, als sie bei genauer Betrachtung sind.
Einer meiner absoluten Lieblingsfilme aus den 80er Jahren, ist „Ist sie nicht wunderbar?“. Eine typische Teenagergeschichte, in der es um die erste große Liebe usw. geht. Durch einen exzellenten Soundtrack und tolle Schauspieler, sticht er aus der Masse hervor. Besonders hängen geblieben ist bei mir folgendes Zitat: „Lieber bin ich aus falschen Gründen mit jemandem zusammen, als aus den richtigen Gründen allein.“ War mir damals noch nicht klar, was damit gemeint war, sehe ich das heute anders und klarer.
Wer von uns kennt es nicht? Man ist Single, wünscht sich aber jemanden an seiner Seite, mit dem man gemeinsam durchs Leben gehen kann. Irgendwann wird der Wunsch so groß, dass man damit beginnt, Kompromisse bei der Partnerwahl einzugehen. Sie geht gerne ins Theater und ich ins Fußballstadion? Ach, wird schon gehen. Sie macht gerne Sport und ich liege gerne mit meiner Chipstüte auf der Couch? Ein Laster hat doch jeder.
Es fühlt sich an, als würde ich in einem Onlineshop nach einem neuen Fernseher suchen. Ich wähle die Features aus, die mir wichtig sind. Am Ende erhalte ich eine Auswahl an Geräten, die dazu passt. Habe ich aber zu viele Kriterien angegeben, wird die Auswahl sehr schnell, sehr klein. In diesem Moment entschließe ich mich dann dazu, den Filter etwas aufzulockern. Kriterien, die mir eben noch wichtig waren, sind jetzt nebensächlich. Letztendlich entscheide ich mich und der Fernseher steht schon bald in meinem Wohnzimmer. Ich bin erst mal zufrieden, weil ich endlich einen habe. Schnell fällt mir aber auf, dass das Bild nicht so scharf ist, wie ich es möchte. Und die Ausgänge reichen eigentlich auch nicht für meine ganzen Geräte. Ich werde langsam unzufrieden und die Fernsehabende sind nicht so unbeschwert wie erhofft.
Ähnlich kann es in der Partnerwahl laufen. Der Wunsch, nicht mehr alleine zu sein, wird so groß, dass man seine Bedürfnisse hinten anstellt. Man entscheidet sich für eine Partnerin und lässt dabei außer Acht, was einem in einer Beziehung wirklich wichtig ist. Oder um das Filmzitat umzudrehen: Man ist lieber aus den falschen Gründen mit jemandem zusammen, als aus den richtigen Gründen alleine. Das kann dann eine Zeit lang gut gehen. Irgendwann leidet man aber darunter, denn das ersehnte Glück will sich nicht einstellen. Zwar ist man nicht mehr alleine, aber das reicht auf Dauer nicht.
Manche Menschen mögen solch eine Einstellung arrogant finden. Man müsse eben Kompromisse in einer Beziehung eingehen und seine eigenen Bedürfnisse auch mal hinten anstellen. Das sehe ich aus den oben genannten Gründen komplett anders. Wenn man weiß, was einem wichtig ist, warum soll ich dann genau dort Kompromisse eingehen? Macht es nicht viel mehr Sinn, wenn ich mich genau auf diese Dinge fokussiere? Ansonsten ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis es schief geht. Vielleicht gibt es Menschen, die ihr ganzes Leben lang mit Kompromissen leben können, ich kann es nicht. Zumindest nicht, wenn es sich dabei um grundlegende Dinge handelt. Hört meine Partnerin gerne Schlager, werde ich es verschmerzen können. Doch für die wichtigen Dinge gilt: Ich habe nur dieses eine Leben und das möchte ich nicht mit der Gewissheit leben, dass eigentlich mehr möglich wäre.